Wer bepflanzt das Grab, wenn ich es nicht kann?

Eine Frage, die drei oberbayerische Friedhofsgärtner bei ihrer Abschlussprüfung am 16. Juli, auf dem Münchner Westfriedhof mit „wir“ beantworteten.

München, 30.07.2013

Die zufriedenen Auszubildenden Jonas Grabrucker, Franziska Speer und Abdul Akkaya nach der praktischen Abschlussprüfung zum Friedhofsgärtner auf dem Münchner WestfriedhofDieser kreative Beruf, bei dem man mit eigenen Händen etwas schaffen kann das nicht nur die eigene Seele erfreut, ist es wert gezeigt zu werden. Das fanden auch die jungen Auszubildenden, die sich während dem praktischen Teil ihrer Abschlussprüfung zum Friedhofsgärtner nicht nur von den Prüfern, sondern auch von der Presse auf die Finger schauen ließen.
Aus ihrem eigenen Freundeskreis wissen die drei Auszubildenden, dass es ein für die meisten gänzlich unbekanntes Berufsfeld ist. Nur wenige wissen, dass es ein Beruf ist, der sich in erster Linie mit Pflanzen und Gestaltung beschäftigt. Wer Friedhofsgärtner werden will, sollte sich gerne an der frischen Luft aufhalten, er sollte Pflanzen mögen und ein Gespür für Farbkombinationen haben. All das brachten Franziska Speer (Gärtnerei Stefan Wagner), Abdul Akkaya (Alois Brandl GmbH) und Jonas Grabrucker (Berchtenbreiter GmbH) zu ihrer Prüfung mit und zeigten was sie in den drei Jahren ihrer Ausbildung gelernt haben.
Koordiniert wurde diese Abschlussprüfung auf dem Westfriedhof durch Gärtnermeister Stefan Wagner gemeinsam mit dem Bayerischen Gärtnerei-Verband e.V. (BGV) und der TBF Treuhandgesellschaft bayerischer Friedhofsgärtner mbH. Bei der Durchführung der Praktischen Abschlussprüfung zum Friedhofsgärtner arbeitete das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, als für die Ausbildung zuständige Stelle, eng mit den Städtischen Friedhöfen München, den Friedhofsgärtnern und Steinmetzbetrieben zusammen.
Prüfungsaufgabe war es ein einstelliges Wahlgrab zu bepflanzen. Der jeweilige Grabstein wurde bereits im Vorfeld ausgelost. Die Gestaltung sollte den Richtlinien des Bundes deutscher Friedhofsgärtner (BDF) folgen und damit auch die Form des Grabsteins in die Bepflanzung mit einbeziehen. Die drei Jugendlichen nahmen zuerst Stift und Papier zur Hand und fertigten eine Skizze der Grabgestaltung an, die sie dann im zweiten Schritt umsetzen sollten. Begonnen wurde mit dem Ausmessen der Grabfläche und dem Anlegen eines Grabhügels. Dann wurde die Fläche mit weiterer Erde modelliert, um Höhen und Tiefen der Bepflanzung in ihrer Wirkung zu verstärken. Die Bepflanzung sollte, den Richtlinien entsprechend, aus Dauerbepflanzungs- und Wechselfloorflächen bestehen. Wechselfloorflächen werden über den Jahresverlauf immer wieder saisonal bepflanzt. Um solch eine Bepflanzung stimmig und professionell zu planen, gehört ein hohes Maß an Spezialwissen dazu. Die Standortbedingungen wie Sonne oder Schatten und auch die Bodenart sind wichtig für die passende Pflanzenwahl. Friedhofsgärtner müssen wissen welche Pflanze viel oder wenig Wasser benötigt, wie schnell sie wächst, wie groß sie wird, wann sie blüht und in welcher Farbe, ob sie kalte Winter überlebt und auch wie sie sich im Laufe des Jahres verändert. All diese Punkte flossen auch bei der Prüfung in die Beurteilung der verwendeten Pflanzen mit ein. Am Ende der praktischen Abschlussprüfung wurde von jedem der Prüflinge eine Schale bepflanzt, die ebenfalls bewertet wurde. Ob der theoretische und praktische Teil der Prüfung jeweils bestanden wurde, das wird sich noch zeigen. Mit dem praktischen Teil der Prüfung schienen die Prüfer in diesem Jahr auf jeden Fall zufrieden zu sein.
Noch bis Mitte August stehen die drei Gräber und Schalen den Friedhofsbesuchern im Eingangsbereich des Westfriedhofs (Baldurstrasse/Ecke Sadelerstrasse) als kleine Mustergrabanlage zur Verfügung. Sie können sich hier selbst Anregungen holen oder einfach mal sehen was ausgebildete Friedhofsgärtner können. Die Grabpflege übernehmen bis dahin die Münchner Friedhofsgärtnereien Strobel und Breitmoser.
BGV/TBF

Bilderdownload und Bildunterschriften

  • Bild 1:
    Die Auszubildenden Franziska Speer, Jonas Grabrucker und Abdul Akkaya bei ihrer Abschlussprüfung auf dem Westfriedhof in München.
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  • Bild 2:
    Jonas Grabrucker bei der fachgerechten Anlage eines Grabhügels
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  • Bild 3:
    Franziska Speer bei der Bepflanzung des Prüfungsgrabs
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  • Bild 4:
    Abdul Akkaya bei der Schalenbepflanzung
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  • Bild 5:
    Die zufriedenen Auszubildenden Jonas Grabrucker, Franziska Speer und Abdul Akkaya nach der praktischen Abschlussprüfung zum Friedhofsgärtner auf dem Münchner Westfriedhof
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Bildquelle: BGV

Grabpflege zu treuen Händen

Wir leben in einer Zeit, in der es so manchem nicht mehr möglich ist, sich um das Grab eines geliebten Menschen zu kümmern, sei es aus gesundheitlichen Gründen oder auf Grund der örtlichen Entfernung. Deshalb gründeten die bayerischen Friedhofsgärtner 1969 die TBF-Treuhandgesellschaft bayerischer Friedhofsgärtner mbH. Der Gesellschaft gehören heute fast 400 bayerische Mitgliedsbetriebe an. Hinterbliebene schließen einen Vertrag über die Grabnutzungsdauer ab und vereinbaren darin die gewünschte Grabpflege und Bepflanzung. Der errechnete Betrag wird zu Vertragsbeginn bei der Treuhandgesellschaft einbezahlt und dort zu treuen Händen bis zur Vertragserfüllung verwaltet. Folgekosten sind damit ausgeschlossen. Die TBF garantiert die qualitativ hochwertige gärtnerische Arbeit am Grab, die von einem Fachmann regelmäßig kontrolliert wird. Falls ein Gärtner die Grabpflege nicht mehr ausführen kann, bleibt das angelegte Geld erhalten und ein anderer Gärtner übernimmt dessen Auftrag, bis der Vertrag erfüllt ist.
TBF

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