Bei der Nachallerheiligenbegehung des Bayerischen Gärtnerei-Verbandes versammeln sich die Friedhofsgärtner jedes Jahr in einem anderen Ort, um über die Jahre alle Gegenden Bayerns und deren unterschiedliche Grabtraditionen kennenzulernen. In diesem Jahr fand die Veranstaltung am 9. November in Sonthofen im Allgäu statt. Es waren wieder rund hundert Gärtner angereist, um den Friedhof zu besichtigen, sich mit Kollegen zu treffen, sich über verschiedenste Themen auszutauschen und um Neues zu lernen, denn Stillstand ist auch im Gartenbau nicht zukunftsfähig.
In der bereits weihnachtlich geschmückten Gärtnerei Grimmer in Burgberg wurden die angereisten Gärtner in bereits adventlicher Atmosphäre empfangen. Weiter ging es mit einer Führung über den Friedhof mit Sonja Bauer von der Gärtnerei Simon. Der kleine aber schöne Friedhof mit abwechslungsreichem Baumbestand, alten Grabsteinen und gut gepflegten Gräbern bot mit seiner gerade erst neu eröffneten Gemeinschaftsgrabanlage ein kleines Highlight. Sie stieß nicht nur bei der Bevölkerung, wie Frau Bauer berichtete, auf großes Interesse, sondern auch bei den angereisten Gärtnerkollegen. Diese gärtnergepflegte Alternative zu Urnenwänden wird auch in Bayern immer öfter angeboten, um den Friedhof wieder attraktiver zu gestalten.
Der Vortragsteil der Nachallerheiligenbegehung fand im Saal einer ortsansässigen Wirtschaft statt, der gerade groß genug war für die große Anzahl an Gärtnern. Claus Rankl, Vorsitzender der Fachgruppe Friedhof, berichtete über die diesjährige Abschlussprüfung in Bayern und zeigte sich entsetzt darüber, dass in diesem Jahr nur vier Auszubildende an der Prüfung teilgenommen hatten. Er forderte seine Kollegen dazu auf, angebotene Werbemöglichkeiten der Verbände zu nutzen, wie die Teilnahme an Gartenschauen oder der Vespa-Ape-Tour, zum 60. Geburtstag des BdF. Es sei schwer gewesen, Betriebe zu finden, die sich daran beteiligen, obwohl es doch für jeden einzelnen Betrieb von Vorteil sei. Er freue sich dennoch, dass die mit einer Grabgestaltung geschmückte Vespa im Dezember in Augsburg, München und Würzburg zu sehen sei.
Der Vorsitzende des Verwaltungsrates der TBF Treuhandgesellschaft bayerischer Friedhofsgärtner, Wolfgang Kiefl, versuchte den anwesenden Gärtnern ins Gedächtnis zu rufen, dass die TBF als Tochter des Bayerischen Gärtnerei-Verbandes von den Gärtnern ins Leben gerufen worden war und dass es eben keine Versicherungsgesellschaft oder dergleichen sei. Die Mitarbeiter der TBF arbeiteten für die Gärtner, sie verwalten ihre Verträge. Er versuchte deutlich zu machen, dass jeder Vertragsabschluss in erster Linie wichtig für den Betrieb sei und ein Stück weit dessen Zukunft sichere und dass die Betriebe es nicht für die TBF machen. Natürlich gehört zu einem Dauergrabpflegevertrag auch, dass die Leistung vor Ort kontrolliert wird, aber auch das ist zu Nutzen des Gärtners, da es ein wichtiges Verkaufsargument gegenüber dem Kunden darstellt – vor allem bei Vorsorgeverträgen.
Der erste Vortrag des Tages wurde von der engagierten Staudengärtnerin Gabriele Haid gehalten, die Ihre eigene Begeisterung für schöne Friedhöfe mit abwechslungsreicher Gestaltung und vor allem auch mit der Verwendung von Stauden auf die Gärtner überspringen ließ. Sie erläuterte mit gutem Bildmaterial Stauden, die auf Gräbern an unterschiedlichsten Standorten verwendet werden können. Zudem erzählte sie von ihrer „Guerilla“- Aktion, bei der sie verwahrloste Gräber mit Stauden bepflanzt haben. Diese jeweils nach einem bestimmten Motto bepflanzten Gräber sollen der Bevölkerung zeigen, dass es auch andere Möglichkeiten der Bepflanzung gibt. Sie plädierte dafür, sich mit Gemeinden und der Kirche zusammen zu setzen und gemeinsam neue Konzepte für den Friedhof zu entwickeln.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete der Vortrag des Leiters des Staudensichtungsgartens in Weihenstephan, Professor Bernd Hertle, der den Gärtnern die Grundlagen der Gestaltung mit Pflanzen nochmal ans Herz legte. Er bezog sich dabei in erster Linie auf die Verwendung von Farben, da Farbe das wichtigste Gestaltungskriterium sei, gefolgt von Struktur, Größe und Form der Pflanzen. An Hand des Farbkreises von Küppers erläuterte er anschaulich die verschiedenen Kontrastarten und die Wirkung der Verwendung von bunten und unbunten Farben.
Die Veranstaltung zeigte, dass sich der Friedhofsgartenbau zeitgemäß weiterentwickeln muss. Die Gärtner sollten offen bleiben für die Verwendung von Stauden als Ergänzung oder Alternative zur bisher üblichen Bepflanzung. Auch mehr professionelle Gestaltung statt nur Bepflanzung ist wichtig, um die Gräber gegenüber Urnenwänden wieder attraktiver zu machen. Die Diskussion nach den Vorträgen zeigte, dass von friedhofsgärtnerischer Seite das Interesse durchaus vorhanden ist, dass es aber oft am Detailwissen mangelt. Eine enge Zusammenarbeit der gartenbaulichen Fachbereiche und gegenseitige Beratung könnte hier helfen.
Bilder:
Bild 1: Friedhofsbegehung kurz nach Allerheiligen auf dem Friedhof in Sonthofen.[Download]
Bild 2: Neue Gemeinschaftsgrabanlage in Sonthofen im Allgäu.[Download]
Bild 3: Mit einem Blumenstrauß bedanken sich die Friedhofsgärtner bei Gabriele Haid für den interessanten Vortrag.[Download]
Bild 4: Der Fachgruppenvorsitzende Claus Rankl bedankt sich bei Professor Bernd Hertle für den informativen Vortrag. [Download]