Hochfest der Erinnerung - Grabschmuck zu den Totengedenktagen

Zu keiner anderen Zeit sind unsere Friedhöfe so stimmungsvoll wie an den Totengedenktagen. Auf herbstlich geschmückten und für den Winter vorbereiteten Gräbern dokumentieren die Menschen ihre Verbundenheit mit den Verstorbenen. Die Natur bereitet sich auf den Winter vor: zunächst wird es bunter, dann fallen die Blätter, die Pflanzen ziehen sich zum „Winterschlaf“ zurück - und schließlich hält die dunkle Jahreszeit ihren Einzug. Auch vielen Menschen wird in diesen Tagen die eigene Vergänglichkeit besonders bewusst. Zu keinem Zeitpunkt im Jahr ist den Menschen der Gang zum Friedhof so wichtig wie an diesen Tagen. Die Grabstätten werden noch einmal richtig auf Hochglanz gebracht und wintergerecht hergerichtet. Für den Friedhofsgärtner Wolfgang Kiefl, Friedhofsgärtner aus München und zugleich Vorsitzender der TBF Treuhandgesellschaft bayerischer Friedhofsgärtner mbH, bedeutet diese Phase des Jahres die größte Herausforderung.

„Vor den Totengedenktagen herrscht auf dem Friedhof Hochbetrieb. Für die Katholiken sind es Allerheiligen und Allerseelen, für die evangelischen Christen ist der Totensonntag“ sagt Kiefl. „Und trotz meiner langjährigen Erfahrung faszinieren mich diese Tage immer noch mit ihrer ganz besonderen Stimmung.“ Eine gärtnerische Herausforderung sind diese Tage zudem. Denn schließlich müssen die Gräber neben der für diese Tage typischen herbstlichen Gestaltung und Schmückung des Grabes auch winterfest gemacht werden. Hier erfolgt in der Praxis meist eine Eindeckung mit verschiedenen Edeltannen, oft in Verbindung mit Moosstreifen. Kiefl: „Triebspitzen von Latschenkiefern, Wacholder, Zypressen, Eiben oder ganz einfach Tannen bieten gute und ansprechende Möglichkeiten, um den Boden und damit die Grabbepflanzung vor dem Ausfrieren zu schützen.“ Ganz wichtig zu dieser Jahreszeit ist es aber auch, die Zwiebeln von Krokussen, Schneeglöckchen und Narzissen zu pflanzen, damit es im kommenden Frühjahr wieder auf den Gräbern farbenprächtig blüht.

Symbole der ewigen Verbundenheit

„Die Symbolik der Formen und Farben von Gestecken und Gebinden als auch die Symbolkraft der einzelnen Pflanzen spielt eine große Rolle bei unseren gestalterischen Konzepten“, meint Wolfgang Kiefl. So stehen Efeu und Immergrün für Unsterblichkeit und Auferstehung. Gräser dagegen symbolisieren die Vergänglichkeit und die Eibe gilt wegen ihrer dunklen Nadeln als Totenbaum schlechthin. In einem solchen symbolischen Kontext stehen auch die Gesteckformen. Gestecke sind zu keiner anderen Jahreszeit so populär. Die Kranzform steht für Unsterblichkeit und ewiges Leben, die Kreuzform für Auferstehung und die Kissenform für den „ewigen Schlaf“. Jedermann geläufig ist die Herzform als Ausdruck der Liebe. Friedhofsgärtner Kiefl: „Die Kranzform ist bei den Kunden immer noch am beliebtesten. Wir bieten Kränze an, die entweder gesteckt, gebunden oder bepflanzt sind. Dazu kommt meist eine grüne Kranzunterlage, die mit angedrahteten Zapfen und ähnlichem verziert und mit Waldrebenranken umschlungen ist. Die Symbolkraft von Farben, Formen und Pflanzen wird unseren Kunden immer wichtiger.“

Trend zu Natürlichkeit

Seit einiger Zeit schon stellt Kiefl aber auch einen Trend zu mehr Natürlichkeit fest, weg von den Kunstprodukten aus den Discountern mit ihren gut haltbaren, aber für den Anlass vielleicht übertrieben bunten Stängeln und exotischen Früchten. Kiefl: „Wir verarbeiten Herbstlaub, Kastanien, Hagebutten sowie Äste von Efeu, Stechpalmen, Zypressen, Wacholder und Mahonie. Hinzu kommen Moose, Tannenzapfen und Trockenblumen.“ Dies korrespondiert auch viel mehr mit der für den Herbst typischen Grabbepflanzung, bei der Cyclamen, Stiefmütterchen, Horn-Veilchen und Callunen, die immer noch hauptverantwortlich für die im Herbst typische farbige Vielfalt auf den Gräbern sind. Die Friedhofsgärtner pflanzen die Herbstblüher in Schalen oder Ringen oder direkt ins Beet.

Was macht die besondere Atmosphäre der herbstlichen Gedenktage für Wolfgang Kiefl aus München/Gauting „ Zu keiner anderen Zeit vermischt sich eine leichte Melancholie so sehr mit positiven Gefühlen wie Hoffnung und der Verbundenheit mit unseren Verstorbenen. Dann merkt man, was für eine große Bedeutung der Friedhof für die Menschen immer noch hat. Was kann einen Friedhofsgärtner mehr freuen?“

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