Johannes Felix Schulz bei der GrabgestaltungWie jedes Jahr steht spätestens mit dem Ende des ersten Schulhalbjahres in den weiterführenden Schulen die Berufswahl an. Für die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen bedeutet sie eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft. Es geht um Fragen wie: „Was will ich erreichen?“, „Wo liegen meine Stärken?“, „Was ist mir im Leben und im Beruf wichtig?“ und nicht zuletzt „Was macht mir Spaß?“

In Deutschland gibt es ca. 330 anerkannte Ausbildungsberufe. Einer dieser Berufe ist der Friedhofsgärtner als eine von sieben Fachsparten des Gartenbaus.

Die meisten Menschen kommen mit diesem Berufsbild nicht in jungen Jahren, sondern erst viel später in Kontakt, etwa, wenn sie das Grab eines Angehörigen nicht mehr selber pflegen können. Bei ihrem Besuch auf dem Friedhof begegnen sie dann Gärtnerinnen und Gärtnern, die sich um die Gräber kümmern, sie anlegen, pflegen und immer wieder neu und kreativ gestalten. Der intensive Blick auf den Beruf des Friedhofsgärtners lohnt sich also auch schon früher: Wer gerne mit Menschen umgeht, sie beraten und unterstützen will, wer Interesse am Umgang mit Pflanzen und keine Angst vor der Arbeit im Freien hat, für den könnte „Friedhofsgärtner“ ein geeigneter Beruf sein.

Wenn man junge Menschen wie Stephan Meiler, Johannes Felix Schulz oder Lisa-Marie Naumann fragt, die erst seit August 2017 ausgebildete Friedhofsgärtner sind, was sie dazu bewegt hat, sich für diesen beruflichen Weg zu entscheiden, erhält, dem jeweiligen Lebensweg entsprechend, unterschiedliche Antworten. Stephan Meiler beispielsweise hat nach der Schule erst mal in einem Kindergarten gearbeitet und danach eine Ausbildung zum Rettungsassistent absolviert. Bei seiner anschließenden Ausbildung zum Friedhofsgärtner in der Münchner Friedhofsgärtnerei Strobel fühlte er sich endlich angekommen. Im Kindergarten, als Rettungssanitäter und auch als Friedhofsgärtner ist man für andere Menschen da, wenn auch immer auf eine andere Weise. Als Friedhofsgärtner berät man einerseits Kunden über die richtige Pflanzenwahl, man muss aber auch mit Menschen umgehen können, die gerade einen Angehörigen verloren haben. Was Stephan Meiler, wie er selbst sagt, aber am meisten an seinem derzeitigen Beruf schätzt, ist, dass man sich als Friedhofsgärtner meist draußen in der Natur aufhält und es ein kreativer Beruf ist, in dem man seine Persönlichkeit ausdrücken kann. „Ich sage immer, dass ich Graboberflächendesigner bin“, so Stephan Meiler mit einem Augenzwinkern.

Johannes Felix Schulz führte sein allgemeines Interesse an Ökologie und Pflanzen auf Umwegen zu diesem Beruf. Er machte nach dem Abitur erst mal ein freiwilliges ökologisches Jahr und begann dann Biologie zu studieren, was er aber vorzeitig abbrechen musste. Ein Praktikum im Garten- und Landschaftsbau, zu dem ihm die Agentur für Arbeit zunächst geraten hatte, entsprach nicht ausreichend seinem Wunsch nach dem Umgang mit Pflanzen. Die Friedhofsgärtnerei Berchtenbreiter in München ließ ihm die Wahl, Zierpflanzen- oder Friedhofsgärtner zu werden, und er entschied sich nach einem weiteren Praktikum für den Friedhofsgärtner. Johannes Felix Schulz meint, „es war eine sehr lehrreiche Zeit, die mir auch persönlich sehr geholfen hat. Am besten gefällt mir an der Arbeit, dass man sieht, was man getan hat. Man kommt zu einem leeren oder sehr ungepflegten Grab, und wenn man fertig ist, ist es ordentlich und schön. Das tut gut.“

Lisa-Marie Naumann versucht mit einem außergewöhnlichen Bodendecker, dem Stachelnüsschen, die Prüfer bei der Abschlussprüfung zu überzeugen. Auch Lisa-Marie Naumann bereut ihren Entschluss Friedhofsgärtnerin zu werden, in keinster Weise. Sie wusste im Vorfeld nur, dass sie Gärtnerin werden wollte und entschied sich erst während eines Praktikums in der Gärtnerei Wagner in München für diese Fachrichtung. Dass es für sie der richtige Weg, war zeigt auch, dass Sie ihre Ausbildung nun als beste ihres Jahrgangs in Bayern abgeschlossen hat.

Friedhofsgärtner ist kein häufiger, aber durchaus ein gefragter Beruf in einer Zeit, in der immer mehr Menschen nicht mehr in der Nähe der Grabstätten ihrer Familienmitglieder leben und sich selbst nicht mehr kümmern können. Die drei jungen Friedhofsgärtner/innen zeigen, dass sich viele erst auf Umwegen für diesen besonderen Beruf entscheiden, sie den Entschluss aber nicht bereuen.

Stephan Meiler möchte sich nun die Grabgestaltung in anderen Teilen der Welt ansehen und anschließend seine neuen Eindrücken und Ideen in sein friedhofsgärtnerisches Berufsleben einbringen. Der gute Abschluss von Lisa-Marie Naumann wird ihr als fundierte Basis für den Besuch einer Berufsoberschule mit der Fachrichtung Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie dienen. Johannes Felix Schulz möchte als ausgebildeter Friedhofsgärtner arbeiten und später vielleicht über eine Weiterbildung zum Meister nachdenken. Die Ausbildung zum Friedhofsgärtner bietet also zusätzlich zum guten Gefühl, sinnvolle Dinge zu tun, auch Entwicklungsmöglichkeiten in verschiedene Richtungen.

 

Ausbildungsbetriebe und viel Wissenswertes über den Beruf Gärtner finden sich unter www.gaertner-in-bayern.de

Bilder:
Bild1: Zu der Ausbildung zum Friedhofsgärtner/in gehört auch, dass man lernt wie eine Grabstätte nach einer Beerdigung fachgerecht neu angelegt und bepflanzt wird.[Download]
Bild 2: Stephan Meiler bemüht sich seine Prüfungsgrabstätte möglichst ordentlich und sauber zu präsentieren.[Download]
Bild 3: Das ausgebildete Friedhofsgärtner Gräber nicht einfach bepflanzen, sondern gestalten, zeigt Johannes Felix Schulz bei seiner Abschlussprüfung.[Download]
Bild 4: Lisa-Marie Naumann versucht mit einem außergewöhnlichen Bodendecker, dem Stachelnüsschen, die Prüfer bei der Abschlussprüfung zu überzeugen.[Download]

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