Friedhofsgärtner – ein besonderer Ausbildungsberuf
Gärtner ist nicht gleich Gärtner. Der Friedhofsgartenbau ist in Deutschland eine von insgesamt sieben Fachrichtungen des Gartenbaus. Diese Spezialisierung der Gärtnerausbildung auf die Anforderungen der Grabbepflanzung und -gestaltung gibt es in Bayern schon seit den 1950er Jahren.
München, 08.07.2014
Bei Friedhofsgärtnern geht es nicht nur um die Produktion der verwendeten Blumen und Pflanzen, sondern vor allem auch um die richtige Verwendung. Dafür ist ein besonderes Fachwissen über Pflanzeneigenschaften, Standortbedingungen, Gestaltungskriterien und die jeweils erforderlichen Pflegemaßnahmen notwendig. Gräber sind Miniaturgärten, für die der Gärtner gerade deshalb viel Spezialwissen mitbringen muss. Auch der Bereich der Trauerfloristik, die Herstellung von Trauerkränzen, Schalen, Sträußen und anderen Dekorationen rund um Grab und Trauerhalle gehören zur Ausbildung.
Viele Friedhofsgärtner sagen, dass vor allem wegen des Umgangs mit Hinterbliebenen und Friedhofsbesuchern der Beruf so spannend sei und Freude bereite. In der Beratung sei ein besonderes Einfühlungsvermögen erforderlich, um auf die Bedürfnisse gerade in der Ausnahmesituation der Trauer richtig eingehen zu können.
Zu den Inhalten der Ausbildung zum Friedhofsgärtner gehören u. a.:
- Ökologie, Natur- und Umweltschutz, umweltschonende Materialien
- Bestimmen und Beschreiben von Pflanzenarten und -sorten
- Arbeiten an und mit der Pflanze
- Bearbeiten und Pflege von Böden
- Bedarfsgerechtes Düngen
- Umgang mit Werkstoffen und Materialien
- Einsatz, Bedienung und Wartung von Maschinen, Geräten, technischen Anlagen und Betriebseinrichtungen
- Vermehren und Produzieren von Pflanzen
- Vermessen, Aufteilen und Anlegen von Grabstätten
- Herstellen von Grabschmuck, Trauerbinderei und Dekorationen
- Beratung und Verkauf
Neben einer theoretischen Prüfung müssen die Absolventen im praktischen Teil ein einstelliges Wahlgrab nach den Richtlinien des Bundes deutscher Friedhofsgärtner gestalten und bepflanzen. Bei dieser individuellen Gestaltung haben die Auszubildenden folgende Punkte in Einklang zu bringen:
- Gliederung der Fläche (Bodendecker, Rahmenbepflanzung, Wechselbepflanzung)
- Gestaltung des Raumes (vorhandene Pflanzung, Größe und Maße des Gedenksteins / -kreuzes sowie farbliche Wirkung von Stein / Kreuz beachten)
- Abstimmung der Farben (Wechselbeziehung der Farben zueinander)
- Bepflanzung (Strukturform, Aufbau, Standortansprüche, Wüchsigkeit, Pflanzensoziologie)
- Ausführung (fachgerechte Ausführung, vertretbarer Pflegeaufwand, regionale Gestaltungselemente, örtliche Tradition und kultureller Hintergrund)